Zurück zur Übersicht     Weiter zur Woche 2

Woche 1
20. Aug. 2000 - 26. Aug. 2000


1. Tag - Sonntag, 20. 8. 2000

Nachdem wir beim Flughafen Wien-Schwechat angekommen sind, checken wir gleich beim Lufthansaschalter ein. Nach kurzer Wartezeit fliegen wir um 10.45 Uhr mit einen Airbus nach Frankfurt.
In Frankfurt klappt das Umsteigen problemlos. Um das Gepäck brauchen wir uns nicht zu kümmern, die Wartezeit ist auch nicht lang und so dürfen wir bald unseren Flieger, eine Boing 747-200 der Lufthansa, besteigen. Nachdem wir unseren schon Wochen zuvor telefonisch bei Lufthansa reservierten Platz eingenommen hatten, erklärt uns der Pilot, dass sich der Abflug etwas verspäten würde. Es muss noch das Gepäckstück jener Person wieder ausgeladen werden, welche zwar eingecheckt hatte, aber nicht eingestiegen ist. Nach einer halben Stunde heben wir dann aber ab, der erste Langstreckenflug für uns, das erste mal über den großen Teich.
Unsere Sitzplätze befinden sich im vorderen Drittel des Flugzeuges - 2 Plätze rechts im mittleren Viererblock. Wir hatten uns absichtlich keinen Platz auf einer Fensterseite ausgesucht, da wir ohne jemanden zu belästigen, öfters aufstehen und ein wenig herumgehen wollten. Dies wird von mir auch des öfteren ausgenutzt. Da wir die meiste Zeit über Wolken fliegen, war es auch nicht schade um einen Fensterplatz. Als es etwas aufklart, kann ich von einem Kombüsenfenster hinausschauen und ein paar Fotos von Gletschern im nördlichen Kanada machen.
Begünstigt vom guten Flugwetter kommen wir trotz verspäteten Abflug pünktlich nach 9 1/2 Stunden Flug, um 14.30 Uhr Ortszeit, in Vancouver an.
Nun noch das Gepäck holen und ab mit dem Taxi in unser Innenstadthotel. Doch vorerst heißt es, den kaputten Koffer beim Lufthansaschalter zu reklamieren. Eines unserer Gepäckstücke ist stark beschädigt, es ist aber nichts herausgefallen. Der Schaden wird begutachtet und schriftlich bestätigt, man gibt uns eine Adresse in Downtown wohin wir unseren Koffer zur Reparatur bringen sollen. Dies kostet zwar etwas Zeit, wird aber ohne viel Aufwand und wie alltäglich abgewickelt. Wir sind auch nicht die einzigen mit diesem Problemchen, aber was soll's - wir sind ja auf Urlaub!
Es geht nun endlich mit dem Taxi in unser Hotel. Im "Rosedale on Robson" angelangt, können wir unser reserviertes Zimmer gleich beziehen.
Obwohl wir todmüde sind, da wir bereits seit 6.30 Uhr auf den Beinen sind und es nach unserer Zeit 2 Uhr nachts ist, wollen wir aber noch etwas wach bleiben, damit wir uns möglichst schnell an die neun Stunden Zeitverschiebung gewöhnen. Das Beste ist wohl erst einmal einen Erkundungsspaziergang zu machen. Wir gehen in die Richtung, wo sich das Kofferreparaturgeschäft befinden soll. Zwei Blocks vom Hotel entfernt beginnt eine eher unfreundliche Gegend. Wo ist nur Vancouver, die angeblich schönste Stadt der Welt? Wir finden den Laden, der zu diesem Zeitpunkt geschlossen hat. Zum Glück ist es gleich um die Ecke, da schauen wir morgen zu den Öffnungszeiten vorbei. Die Müdigkeit treibt uns in unser Hotel zurück. Wir gönnen uns noch einen kleinen Fast Food Imbiss und fallen um 19.30 Uhr - nach einem langen Tag - ins Bett.

2. Tag - Montag, 21. 8. 2000

Irgendwann in der Nacht wachen wir gemeinsam auf - ist wohl Aufstehenszeit zu Hause? Später macht sich der anstrengende Anreisetag doch bemerkbar und wir schlafen wieder ein. Um ca. 5.00 Uhr ist es dann aber aus mit Schlafen. Wir stehen gemütlich auf und können endlich mal im Badezimmer ausgiebig trödeln. Der Frühstückshunger ist das einzige, das uns antreibt. Gleich gegenüber von unserem Hotel befindet sich ein nett aussehendes Restaurant, die Frühstückskarte am Gehsteig macht auch einen einladenden Eindruck. Wir gehen hinein und merken erst an der Tür, welche die Kellnerin soeben aufsperrt, dass es genau 7.00 Uhr ist. Das hatten wir im Urlaub noch nie - Frühstück um 7.00 Uhr.
Gleich mal vorweg, MacKenzie's Cabin ist wirklich zu empfehlen.
Als ich der Kellnerin sage, dass dies mein erstes Frühstück in Amerika sei, antwortet sie, dass wir uns in Kanada befinden. Meine Antwort, dass ich den Kontinent Amerika meine, ist zwar ehrlich, klingt aber eher wie der unglückliche Rettungsversuch aus einem Fettnäpfchen. Ihr geht es wohl so, wie wenn mir zu Hause ein Amerikaner sagt, es gefalle ihm gut hier in Germany. Trotzdem erhalten wir eine tolle Erklärung wie die Frühstückseier zubereitet werden können. Das Frühstück schmeckte köstlich und wir beginnen gestärkt unseren ersten Tag in Vancouver.
Wir marschieren an der sehenswerten Public Library vorbei über die Robson Street Richtung Canada Place. Wir wollen uns erst einmal orientieren und blicken beide in unseren Stadtplan. Sofort kommt jemand auf uns zu und fragt ob er uns helfen könne? So lernen wir erstmals die tolle Hilfsbereitschaft der Kanadier kennen.
Er erzählt uns, dass es sich bei dem Gebäude, welches sich groß in unserem Blickfeld befindet, um das Fairmont Hotel Vancouver handelt, eines der alten Hotels in Vancouver von der Canadian Pacific Railroad 1887 erbaut. Ursprünglich war es ein dreistöckiges Holzhaus mit 60 Zimmern. Nun ist es ein Bauwerk in welchem sich 556 Zimmer, inkl. 38 luxuriöser Suiten befinden. Es hebt sich durch seinen alten Baustil von den modernen Wolkenkratzern hervor.
Hier sieht man nun, warum Vancouver als eine der schönsten Städte der Welt bezeichnet wird, und wir spazieren zur Waterfront. Westlich vom Canada Place sehen wir Wasserflugzeuge starten und landen. Ich will natürlich sofort sehen ob es Rundflüge gibt und was sie kosten, aber der Preis ist doch etwas zu hoch, um schon wieder in die Luft zu gehen. Canada Place ist ein markanter Gebäudekomplex an der Waterfront. Hier befinden sich unter anderem ein Kongresszentrum, ein Hotel, ein Terminal für Kreuzfahrtsschiffe, ein IMAX-Kino und auch eine Touristeninfo. Wir holen uns Infomaterial über den öffentlichen Verkehr und den verschiedensten Attraktionen Vancouvers.
Unser nächstes Ziel ist der Harbour Centre Tower. Mit einem Panoramalift geht es hinauf in eine Höhe von 167m. Von hier hat man einen wunderschönen Blick über ganz Vancouver. Bei guter Sicht kann man den 140km entfernten Mt. Baker (Washington, USA) sehen. Es ist ca. 13.00 Uhr und die Sicht ist nicht ausreichend für den Mt. Baker. Wir fahren wieder hinunter und nehmen im Kellergeschoss eine Mahlzeit ein.
Weiter geht's in die Waterstreet, hier befinden wir uns im ältesten Teil Vancouvers, in Gastown. Zur Geschichte von Gastown wird folgendes erzählt: Zunächst kam im Jahr 1867 ein versprengter Goldsucher namens John Deighton, der, weil er gern und viel nutzloses Zeug redete, auch "Gassy Jack" genannt wurde. Er brachte seine indianische Frau, die Schwiegermutter, einen Hund und ein Fass Whisky an die noch öde, aber geschützte Stelle an der pazifischen Burrard-Bucht. Als Frontiermann mit ungebremstem Unternehmergeist gründete er sogleich einen Saloon, den ersten weit und breit. Die Kneipe war so erfolgreich, dass hinzuziehende Holzfäller, Papiermühlenarbeiter und leichte Mädchen bald eine kleine Siedlung füllten. Dieses Viertel hat nun den Namen von "Gassy" Jack.
Von den ursprünglich um diese Zeit gebauten Holzhäusern kann man nichts mehr sehen, da sie den großen Brand von 1886 nicht überstanden haben. Die danach gebauten alten Häuser von Gastown stehen unter Denkmalschutz. An diesem Touristenanziehungspunkt kann man viele Läden mit originellen aber auch kitschigen Reiseandenken sowie Indianerkunst finden. Hier bestaunen wir auch die Steam Clock, die Hauptattraktion von Gastown. Sie wird von Passanten und Touristen in Trauben umlagert, wenn sie jeweils zur vollen Stunde nach der Westminster Glockenschlagmelodie des Londoner Parlaments laut und vernehmlich pfeift. Wenn dieses seltsame Spiel anhebt, stößt die Uhr aus fünf Pfeifen Wolken, wie ein Dieselmotor aus, wobei die Stunden mit der größten Pfeife oben in der Mitte geblasen wird. Alle Viertelstunde beschränkt sich die akustische Aufführung auf eine reduzierte Handvoll leicht erkennbarer alt-englischer Töne.
Das Ticket für den Harbour Centre Tower gilt ausnahmsweise den ganzen Tag, so fahren wir am späteren Nachmittag nochmals hinauf um nun doch den Mt. Baker zu sehen. Und um ordentlich Höhenmeter zu sammeln, entschließen wir uns, auch noch zum Sonnenuntergang ein drittes Mal hinauf zu fahren.
Nach einem interessanten, anstrengenden Tag fallen wir müde ins Bett.

3. Tag - Dienstag, 22. 8. 2000

Auch heute wachen wir sehr früh auf und begeben uns zum Frühstück in MacKenzie's Cabin. Nachdem wir uns gestärkt haben, beschließen wir, heute erst mal Chinatown zu besichtigen. Nicht weit von unserem Hotel befindet sich das BC Place Stadion, Heimat der B.C. Lions, der Footballmannschaft von Vancouver. Kurz danach liegt das GM Place Stadion auf unseren Weg nach Chinatown. Hier sind die Eishockeyspieler, die Vancouver Canucks zu Hause. Auch an der Indy Car Strecke von Vancouver kommen wir vorbei. Diese wird gerade für das Rennen, welches nächstes Wochenende stattfindet, aufgebaut. Weiter geht es, vorbei am dünnsten Bürogebäude der Welt und am Chinesischen Garten von Dr. Sun Yat-Sen, Richtung Chinatown.
Es fängt auch ganz unvermittelt an: Man biegt einfach um die Ecke und schon ist man mitten drin. Alles ist chinesisch, sogar die Telefonzellen haben Pagodendächer. Die Waren in den vielen Läden erkennen wir nur selten. An den Preisschildern kann man sehen, dass vieles preisreduziert ist. Eine Zahl ist durchgestrichen, eine niedrigere steht daneben, aber was wir da so billig kaufen könnten, bleibt uns verborgen. Sind es Früchte, Pilze, Tiere - wir können es nicht lesen.
Mit dem Bus fahren wir dann zum Stanley Park. In der Nähe des Parks gibt es einige Läden, in denen man Fahrräder mieten kann. Wir suchen uns zwei Räder und zwei passende Fahrradhelme aus (in B.C. herrscht Helmpflicht), und schon geht es los.
Vancouver Downtown ist eine Halbinsel. An dieser Halbinsel hängt im Westen eine weitere fast so große Halbinsel, der Stanley Park. Dieser ist DAS Naherholungszentrum in unmittelbarer Nachbarschaft von Downtown. Ein ca. 10km langer Radweg führt um diese Halbinsel. Wir fahren diesen Radweg, machen einen Abstecher zum Beaver Lake und besuchen das Aquarium. Ein wunderschöner Ausflug an diesem sonnigen Tag.
Am Abend bummeln wir noch entlang der Robson Street.

4. Tag - Mittwoch, 23. 8. 2000

Heute kaufen wir uns, nach unserem Frühstück bei MacKenzie's Cabin, eine Tageskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel. Nahe unseres Hotels besteigen wir den Sky-Train, eine Schnellbahn, welche als Hochbahn geführt wird. Der letzte Abschnitt vor der Endstation in Downtown verläuft allerdings im Untergrund. Unmittelbar an der Endstation kann man in den Sea Bus, eine Personenfähre, welche uns über den Burrad Inlet nach Nord Vancouver bringt, umsteigen. Nachdem wir den wunderschönen Blick zurück auf die Skyline von Vancouver genossen hatten, fahren wir mit dem Bus zum Cleveland Dam. Dieser staut ein großes Trinkwasserreservoir für Vancouver auf. Unterhalb des Cleveland Dam befindet sich der Capilano River Regional Park, welchen wir hinunterwandern. Auf dem Weg liegt eine Salmon Hatchery (Lachszucht), die wir natürlich besichtigen. Man kann den Lachsen hinter Glasscheiben zuschauen, wie sie flussaufwärts springen. Weiter talabwärts befindet sich die Capilano Suspension Bridge. Wir wollten auf der Westseite des Capilano River hinunterwandern, auf der Suspension Bridge den Capilano River überqueren und mit dem Bus wieder zurückfahren. Leider müssen wir feststellen, dass diese Brücke nur von einer Seite zugänglich ist. An der Westseite des Canyons ist der Zugang zur Brücke durch einen Zaun verwehrt. Der einzige Zweck dieser Hängebrücke, welche in 70m Höhe den Fluss überquert, ist scheinbar nur noch die Möglichkeit der Einnahme eines nicht unbeträchtlichen Eintrittsgeldes. Der Weg über die Brücke, von Osten kommend, führt nirgendwo hin, man muss wieder zurückgehen. Dadurch kommen wir zu einer ca. 10km langen Wanderung bis zum unteren Ende des Capilano River Regional Parks. Nachdem wir in einer Wohngegend Westvancouvers angekommen sind, finden wir nach kurzer Suche eine Bushaltestelle.
Wir fahren mit dem Bus über die Lions Gate Bridge, passieren den Stanley Park, durchqueren Downtown bis Granville Island.
Granville Island ist eine Halbinsel im False Creek. Hier findet man Markthallen, Souvenir- und Künstlerläden, sowie Obst- und Gemüsestände. In einer der Markthallen essen wir Indonesisches Fast Food. Bei einem Yachthafen machen wir Rast und beobachten ein paar Segelyachten beim an- und ablegen - ich mache ein paar Fotos.
Später fahren wir mit dem Bus wieder zu unserem Hotel. Gegenüber unseres Hotels befindet sich die Public Library von Vancouver. Ein moderner, sehenswerter Bau. Der Architekt hat sich vom Kolloseum in Rom inspirieren lassen. Wie in fast jeder Bücherei in Kanada gibt es auch hier kostenlosen Internetzugang. Ich versuche etwas in österreichischen Tageszeitungen zu surfen, aber die Verbindung ist derart langsam, dass ich es bald aufgebe.

5. Tag - Donnerstag, 24. 8. 2000

Frühstück wie immer, danach fahren wir heute mit dem Bus zur University of British Columbia (UBC). Die UBC liegt südwestlich von Downtown. Wir begeben uns zum Museum of Anthropology, zuvor kommen wir noch durch den Rosengarten der UBC. Hier sollen bis zu 35 verschiedene Rosenarten blühen. Ende August sieht man allerdings wesentlich weniger, man erkennt aber, dass der Garten sehr schön gepflegt wird.
Im Museum of Anthropology sind sowohl archäologische als auch ethnographische Exponate aus der ganzen Welt ausgestellt. Viele Exponate der Ureinwohner British Columbias, Native People wollen sie genannt werden nicht Indianer, kann man hier finden. Man sieht Totempfähle, massive Hauspfeiler und geschnitzte Figuren. Im Freien stehen zwei Häuser der Haida und verschiedene Außenpfeiler. "The Raven and the First Men", die bekannteste Skulptur von Bill Reid, befindet sich in der sogenannten Rotunde, daneben vier Vitrinen mit weiteren Arbeiten von Bill Reid aus Gold, Silber, und Holz. In der Koerner Galerie ist eine Sammlung von 600 Teilen europäischer Keramik aus dem 15. bis 19. Jahrhundert ausgestellt.
Nach der Besichtigung des Museum of Anthropology fahren wir mit dem Bus in den Queen Elisabeth Park. Von hier hat man einen wunderschönen Blick auf Vancouver Downtown, man sieht die Wolkenkratzer und im Hintergrund die dicht bewaldeten Berge.
Am Nachmittag fahren wir zum Shoppen in The Bay. Das ist ein Shopping Center der Hudson's Bay Company. Die Hudson's Bay Company wurde 1670 gegründet. Sie richtete Pelzhandelsposten ein, um den Reichtum des Landes ausbeuten zu können und spielte eine große Rolle in der Besiedelung Kanadas durch die Europäer. Jetzt ist die Hudson's Bay Company eine große Kaufhauskette.

6. Tag - Freitag, 25. 8. 2000

Heute werden wir unser Wohnmobil übernehmen. Da unser Wohnmobilvermieter Candan keinen Shuttle-Service nach Downtown hat, fahren wir mit dem Taxi ins Sandman Inn Flughafenhotel und lassen uns hier von Candan abholen. Während wir auf den Shuttlebus warten, reservieren wir ein Zimmer für den Tag der Wohnmobilrückgabe. Unser Abflug aus Vancouver erfolgt erst einen Tag nach der Rückgabe. Monika aktiviert eine, am Vortag um Can$ 10,-- gekaufte Telefonwertkarte. Diese wird reichen, um während unseres gesamten zweimonatigen Kanadaaufenthaltes mindestens einmal wöchentlich zu Hause in Österreich anrufen zu können. Wenn man bedenkt, dass ein einziger kurzer Anruf mit Kreditkarte auch fast so viel gekostet hat ...
Um 10.30 Uhr werden wir vom Sandman Inn abgeholt., um 11.00 Uhr sind wir in Langley. Hier befindet sich die Vancouver-Vermietstation von Candan. Einen Europäer wundert es vielleicht, dass sich diese Vermietstation ca. 60km von Vancouver entfernt befindet. Für kanadische Verhältnisse ist dies allerdings gleich um die Ecke. Auch die meisten anderen Vermieter haben ihre Geschäftslokale nicht näher an der Innenstadt. Die Einschulung für das Wohnmobil erfolgt in deutsch von einem deutschstämmigen Kanadier, und ist so ausführlich, dass sie fast zwei Stunden dauert. Dies ist für uns aber nur von Vorteil, da wir das erste mal mit einem solchen Fahrzeug unterwegs sind. Die Ausstattung ist, wie hier üblich, mehr als reichlich, Dusche, WC, Klimaanlage, Gasheizung, Gasherd mit Backrohr, Kühl- und Gefrierschrank, Mikrowelle und eine Axt zu Holzhacken - alles ist vorhanden. Bestehende Beschädigungen werden gemeinsam begutachtet und notiert. Jeder Steinschlag auf der Windschutzscheibe oder Motorhaube, jeder Kratzer an der Seitenwand, jede kleine Delle an einer Stoßstange wird festgehalten. Ich selbst würde viele dieser Beschädigungen übersehen aber der Vermieter schaut ganz genau, und für uns ist dies dann bei der Rückgabe nur von Vorteil. Nachdem wir auch noch eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen und restliche Formalitäten erledigt haben, übernehmen wir das Wohnmobil. Hier nennt man es RV für Recreation Vehicle.
Gleich nebenan gibt es einen Safeway - Supermarkt. Hier kaufen wir erst einmal kräftig ein. Lebensmittel, Geschirr, Klopapier, u.s.w., was man eben so alles braucht.
Um 17.00 Uhr ist dann Abfahrt nach Hope. Das Fahren des RV ist trotz seiner 5,5 Tonnen einfach wie mit einem PKW. Das Automatikgetriebe und der Tempomat, sowie die großzügige Motorisierung machen sich angenehm bemerkbar. Man darf nur nie vergessen, dass das Fahrzeug deutlich höher und breiter als das Auto zu Hause ist.
Hope liegt ca. 130km östlich von Vancouver am Trans Canada Highway im Fraser Valley. Hier finden wir am Stadtrand einen KOA-Campingplatz und somit unseren ersten Nächtigungsplatz mit dem RV. In der Nacht beginnt es zu regnen.

7. Tag - Samstag, 26. 8. 2000

Ein MacKenzie's Cabin - Frühstück gibt es heute keines mehr. Wir haben jetzt unser eigenes kleines Wohnhaus auf vier Rädern mit und bereiten das Frühstück selbst zu. Danach fahren wir in die Stadt und kaufen noch ein paar Kleinigkeiten ein.
Die hohen Berge um Hope sind von den tief hängenden Wolken verdeckt. Überall sieht man Holzskulpturen - Holzfäller, Bären, Pumas usw., welche der einheimische Künstler Peter Ryan mit der Motorsäge geschnitzt hat.
In Hope und Umgebung wurde der Film "Rambo I" mit Sylvester Stallone gedreht. Es gibt sogar einen eigenen Stadtplan in welchen die Drehorte eingezeichnet sind.
Unsere Fahrt führt uns nun das Fraser River Valley entlang nach Norden. Der Fraser ist, mit 1300 km, BCs längster und besonders lachsreicher Fluss und hat ein Einzugsgebiet von 233.000 km², rund 1/4 der gesamten Provinz welche mit 948.596 km² ca. 21/2 mal so groß wie Japan oder Deutschland ist.
52 km von Hope flussaufwärts im Fraser Canyon trifft man auf Hell's Gate. Beim Bau von Eisenbahnlinien, quer durch den Amerikanischen Kontinent, baute man auch entlang des Fraser Valleys. Gleich zwei Eisenbahngesellschaften legten ihre Schienen durch das Tal. Heute noch führen links und rechts des Frasers je eine Bahnstrecke. Als man 1913 im Bereich des Hell's Gate Sprengarbeiten durchführte, kam es zu einen gewaltigen Felsrutsch. Kein einziger Lachs konnte die dadurch entstandenen Stromschnellen und den 5m hohen Wasserfall überwinden. Wenn man bedenkt, dass 1913 noch 31 Millionen Sockeye-Lachse aus dem Adams River, einem Seitenfluss des Frasers, gefischt wurden, kann man sich vorstellen, welche Folgen das für die Lachsfischerei BCs hatte. Erst nachdem man zwei Jahre.später 45000 Kubikmeter Felsgestein, und somit auch den Wasserfall weggeräumt hatte, konnten wieder Lachse zum Laichen flussaufwärts schwimmen. Aber die nur 34m breite Hell's Gate Schlucht blieb weiterhin ein fast unüberwindbares Hindernis für die Lachse. 1946 stellte man die erste von mehreren Lachaufstiegshilfen fertig. Dabei handelt es sich um Kanäle aus Beton, indem ein Zick-Zacksystem im inneren die Fließgeschwindigkeit des Wassers stark herabsetzt und so den Lachsen der Aufstieg erleichtert wird. 1966 wurde die letzte dieser Lachstreppen fertiggestellt.
Man hat daraus eine Touristenattraktion gemacht. Mit einer Gondelbahn kann man von der Straße zum gegenüberliegenden Flussufer hinunterfahren. Obwohl es auch einen Fußweg geben soll, zahlen wir die Can$ 10,-- Fahrgeld. Sofort nach der Abfahrt der Gondel beginnt eine Mitarbeiterin der Gondelbahn über Hell's Gate zu erzählen. Die ganze Story würde vermutlich 15 Minuten benötigen, da die Fahrt aber kaum 5 Minuten dauert, sprudeln die Worte mit solcher Geschwindigkeit aus ihr heraus, dass ich fast nichts verstehe. Ich habe nie gedacht, dass man so schnell sprechen kann. Unten angekommen, kann man ein Restaurant, einen Gift-Shop sowie eine Fudge Factory besuchen. Wir entscheiden uns, die Ausstellung über Lachse anzusehen, danach gehen wir über eine Brücke ans andere Flussufer. Hier führt die Bahn durch einen kleinen Tunnel, ein schier unendlich langer Güterzug fährt in diesem Moment langsam vorbei. Nachdem wir uns die Lachstreppen und das tosende Wasser angesehen hatten, und ich ein paar Fotos machte, bringt uns die Gondel wieder die 157 Höhenmeter zur Straße hinauf.
Weiter geht es das Fraser Valley bis Lytton. Ab hier führt der Trans Canada Highway durch das Thompson Valley. Der Thompson River ist Raftingrevier, wir können 18 Schlauchboote gleichzeitig ausmachen und fragen uns ob man hier diesen Sport auch im Frühjahr, wenn der Fluss mehr Wasser führt, ausüben kann.
Beim Last Spike der Northern Pacific Railway machen wir einen kurzen Halt. Hier wurde der letzte Nagel in das Schienenband der Northern Pacific Railway eingeschlagen, welche die Ostküste mit der Westküste verband. Dies war allerdings nicht die erste Eisenbahn Kanadas quer über den Kontinent. Würde nicht ein Schild auf diese historische Stätte hinweisen, man würde nichts davon bemerken.
Je weiter wir jetzt nach Osten fahren, um so trockener wird das Land, da es selten regnet. Ackerbau ist nur noch mit künstlicher Bewässerung möglich. Der Thomson führt dazu genug Wasser. Die Gegend um Kamloops soll zu den niederschlagärmsten in ganz Kanada zählen. Als wir hier eintreffen, beginnt es jedoch zu regnen. Wir freuen uns, noch ein paar schöne Regenbogen fotografieren zu können, das Lachen wird uns aber noch vergehen. Ab hier wird uns sehr viel Regen auf unserer weiteren Reise begleiten.
Ab Kamloops führt das Thompson Valley wieder nordwärts. Kurz nach dem Ort zweigt eine Seitenstraße nach Osten zum Paul Lake Provincial Park, wo wir einen Platz zum Übernachten finden. Zuvor fahren wir aber noch eine Tankstelle an. 112,84 Liter Regular, dabei zeigte die Tankuhr noch mehr als ein Viertel voll an. Ich denke, wenn man mit einen solchen Fahrzeug an eine Tankstelle in Österreich fährt, der Tankwart würde einen roten Teppich ausrollen. Später habe ich ausgerechnet, dass unser RV 22,6 Liter Benzin auf 100km verbrauchte. Der Benzin kostet zur Zeit allerdings nur ca. einen 1/2 Euro pro Liter.
Um 19.00 Uhr treffen wir im Paul Lake Provincial Park ein, ein Stellplatz im Campground ist schnell gefunden. Im Gegensatz zu den privaten Campingplätzen gibt es in den Provincial Park Campgrounds keinen Anschluss für Strom, selten einen für Wasser, aber meist einen Zentralen Platz zur Abwasserentsorgung und zur Frischwasserversorgung - Dumping Station genannt.
Camping ist in Kanada fast immer mit Lagerfeuer verbunden. Man bekommt Feuerholz in den Provincial Parks meistens kostenlos zur Verfügung gestellt, allerdings nur große Stücke welche man erst zerkleinern muss. Die mitgegebene Axt leistete uns hierfür gute Dienste. Da der Regen nachgelassen hat, beschließen wir noch einen Spaziergang zu machen. Wir sind heute auch lange genug im Auto gesessen, so tut eine kurze Wanderung unseren Gliedern sicher gut. Wir wählen einen Rundweg, der in einem Infofolder, den wir von einem Parkwarden (Parkwärter) erhaltenen haben, eingezeichnet ist. Auf halbem Weg wird es recht rasch dunkel. Wir hätten eigentlich daran denken können, dass es am Abend dunkel wird. So müssen wir durch den finsteren Wald, fast eine 3/4 Stunde zurückmaschieren, zu regnen hat es auch wieder begonnen. Ob es hier wohl Bären gibt? Als wir wieder bei unserem RV angekommen waren, versuche ich noch Feuer zu machen, aber das Holz war zu nass und der Regen wurde auch noch stärker. Inzwischen kommen zwei Parkwarden, die 12 Dollar Nächtigungsgebühr kassieren. Wir machen uns ein Abendessen, lesen noch etwas und gehen etwas später zu Bett. Die ganze Nacht trommelt der Regen auf das Autodach.

Zurück zur Übersicht     Weiter zur Woche 2

Home

Alle Inhalte dieser Seite © Horst Willingshofer