Nachdem wir die letzten Tage reichlich gewandert sind, beschließen wir heute die Wanderschuhe nicht zu gebrauchen.
Wir machen eine Inselrundfahrt. Zuerst geht es entlang der Nordküste Richtung Osten bis zur Halbinsel Ponta de Sao Lourenco. Dieser Teil Madeiras ist landschaftlich sehr gegensätzlich zur restlichen Insel. Bäume und saftiges Grün sucht man hier vergeblich. Der ständige Wind trocknet den Boden aus und Agaven gedeihen hier prächtig. Trotzdem oder gerade deswegen gibt es auch hier wunderbare Ausblicke entlang der Steilküste. An der Südseite findet man sogar einen kleinen Sandstrand.
Im Norden kann man bis Porto Santo sehen. Diese zweitgrößte Insel des Madeira-Archipels liegt nordöstlich von Madeira und verfügt über einen 8 km langen Sandstrand. Von Funchal fährt jeden Tag eine Fähre hin und retour, um Badegäste auf ihre Rechnung kommen zu lassen.
Richtung Süden sieht man in 20km Entfernung die Desertas-Inseln. Diese unbewohnten Inseln sind für Touristen nicht zugänglich.
Zurück von der Halbinsel fahren wir entlang der Südküste, am Flughafen vorbei bis nach Santa Cruz. Da hier der Markt geschlossen hat, fahren wir auch noch nach Funcal hinein um im "Mercado dos Lavradores" etwas Obst zu kaufen. Später geht es dann weiter entlang der Südküste bis Prazeres, von hier nehmen wir die Route über die Paul da Serra bis nach Porto Moniz. Die Strecke zurück nach Ponta Delgada ist uns dann schon wohlbekannt.
9. Tag - Dienstag, 20. 5. 2003
Über die Küstenstraße geht es heute wieder Richtung Porto Moniz. Etwas oberhalb der Stadt, in Lamaceiros beginnen wir die Wanderung entlang der Levada da Ribeira da Janela. Diese Levada kann man als echte Vorzeigelevada bezeichnen. Alles, was eine Levada bieten kann, finden wir hier. Nur die Lage ganz im Nordwesten Madeiras sorgt dafür, dass sie nicht allzu sehr überlaufen ist.
Bei einem großen Wasserbecken finden wir am Straßenrand leicht einen Parkplatz. Obwohl im Reiseführer falsch beschrieben, erkennen wir sofort, dass wir entgegen der Fließrichtung der Levada loswandern müssen. Vorbei an hübschen Rastplätzen mit Bänken führt der sehr gepflegte Weg. Immer wieder kommen wir an Maracuja- und Apfelbäumen vorbei. Doch nach einiger Zeit ändert sich die Umgebung. Ein Eukalyptuswald löst die Obstbäume ab. Schön langsam verschwindet auch der Nebel der nahe der Küste die Sicht noch eingeschränkt hat. Immer wieder gibt es herrliche Ausblicke in das Tal der Ribeira da Janela. Der Lorbeerwald in diesem Tal steht unter Naturschutz. Ursprünglich war ganz Madeira von diesen Wäldern überzogen. Auch der Name der Insel, das portugiesische Wort Madeira steht ja für Holz, ist darauf zurückzuführen. Nachdem wir ein dunkles Tal durchwandert sind, können wir sogar bis nach Rabaçal hinaufsehen. Später durchschreiten wir einen Tunnel, wieder am Tageslicht müssen wir unter einem Wasserfall durch und handeln uns eine kräftige Dusche ein. Gleich darauf geht es wieder durch einen Tunnel. Wir wandern noch ein schönes Stück weiter und kommen zu einem Wasserhaus. Hier machen wir es uns einige Zeit gemütlich und nehmen eine Stärkung zu uns. Zurück geht es wieder den gleichen Weg inklusive einer zweiten Dusche. Viereinhalb Sunden hat diese Wanderung gedauert.
Den Rest des Nachmittags fahren wir weiter bis zum westlichsten Punkt Madeiras, dem Leuchtturm bei Ponta do Pargo. Eine beeindruckende Steilküste fällt hier in den Atlantik ab. Im nahegelegnen Teehaus genießen wir bei herrlicher Aussicht Kaffee und Kuchen.
Der Heimweg führt uns wieder über Porto Moniz, wo wir einen Hot Dog zu uns nehmen, die Küstenstraße und einen Eisstop in Sao Vicente nach Ponta Delgada.
10. Tag - Mittwoch, 21. 5. 2003
Diesmal nehmen wir eine Levada im dichter besiedelten Teil Madeiras in Angriff. Wir fahren nach Gerachico und gehen von hier die Levada do Norte bis zum Cabo Girao. Diese Levada führt die meiste Zeit durch besiedeltes Gebiet und die Hitze staut sich zwischen den Häusern. Teilweise ist sie mit Betonplatten abgedeckt, wegen Renovierungsarbeiten führt sie kaum Wasser. Obwohl nicht besonders attraktiv, bietet sie herrliche Ausblicke auf die Terrassensiedlungen mit den dazwischenliegenden Gärten. Nach gut eineinhalb Stunden müssen wir noch ein letztes, steiles Stück hinaufgehen um zur Aussichtsplattform am Cabo Girao zu gelangen.
Natürlich hat man von der, mit 580m Höhe, zweithöchsten Steilklippe der Welt einen herrlichen Ausblick. Weit unten am Strand sind Felder auszumachen.
Nach einer Pause am Imbissstand am Cabo Girao machen wir uns auf den Rückweg. Nach dreieinhalb Stunden sind wir wieder bei unserem Auto.
Wir fahren nach Ribeira Brava und genießen in einem der vielen Gastgärten den für diese Jahreszeit ungewöhnlich warmen Tag. Über 30° hat es heute. Die Einheimischen sprechen von einer Hitzewelle.
Auf der Heimfahrt an die Nordküste können wir am Encumeada Pass ein eindrucksvolles aber recht häufiges Naturschauspiel beobachten. Die Wolken, die sich an der Nordseite stauen, "fließen" beständig über den Pass und trudeln an der Südflanke hinab. Wir befanden uns heute den ganzen Tag im Südteil Madeiras und hatten herrlichen Sonnenschein. In Ponta Delgada sagt man uns, dass es den ganzen Tag bedeckt war. Eine typische Wettersituation Madeiras, Sonne im Süden, Wolken im Norden.
11. Tag - Donnerstag, 22. 5. 2003
Da das Licht am Vormittag am besten ist, fahren wir heute gleich nach dem Frühstück Richtung Westen zu den spektakulärsten Abschnitten der ER101, ich will hier einige Fotos machen.
Für den normalen Verkehr wurde diese Teile der Küstenstraße durch Tunnels entschärft. Für den Touristenverkehr ist aber auch die alte "ER101 Antika" einspurig befahrbar. Schon mit einem normalen PKW ist es ein Abenteuer durch Wasserfälle am steilen Abhang entlang zu fahren. Am meisten fasziniert es uns aber, zuzusehen wie sich die großen Touristenbusse durch die engen Kurven quälen.
In Seixal und in Porto Moniz sitzen wir ein paar Stunden in Gastgärten und entspannen uns bei einem Buch.
Am Nachmittag packt uns wieder die Wanderlust. Wir fahren hinauf zur Paul da Serra nach Bico da Cana. Hier gehen wir entlang der Levada da Serra bis zum Pinoculo (kleiner Zuckerhut). Anfangs muss man zwar ein Stück steil bergab gehen. Später führt der Weg aber, typisch für eine Levadawanderung, eben weiter. Auf der ganzen zweistündigen Wanderung begegnet uns kein Mensch. Wenn es zu heiß wird, kann man sich unter einen der vielen Wasserfälle erfrischen, das heißt bei manchen der Wasserfälle lässt sich die Erfrischung gar nicht vermeiden, um weiterzukommen.
Da es heute auch an der Nordseite der Berge kaum Bewölkung gibt, haben wir kurz vor dem Ende der Wanderung beim Pinoculo eine herrliche Aussicht hinunter nach Sao Vicente mit dem zugehörigen Uhrturm in der Ferne. Hier machen wir auf dem Rückweg zwischen Ginstersträuchern und neben einem kleinen Wasserfall eine gemütliche, romantische Rast.
Über dem Encumeada Pass fahren wir später nach Hause.
12. Tag - Freitag, 23. 5. 2003
Am zweiten Tag hier auf Madeira kamen wir in Ribeira Frio an eine kleinen Bar vorbei. Dort gab es ausgezeichneten Kuchen und Kaffee. Da man von dort auch eine kurze Wanderung unternehmen kann, fahren wir heute wieder nach Ribeira Frio.
Anfangs setzten wir uns in die Bar zu Kaffee und Kuchen. Wir haben uns angewöht, den Kaffee so zu trinken wie die meisten Einheimischen. Man nennt ihn "Bica" (port. Quelle) und es handelt sich um einen kleinen, schwarzen Espresso.
Später gehen wir zu den "Balçoes". In nur einer Viertelstunde erreichen wir die Aussichtsplattform. Von hier hat man einen schönen Blick in das Tal des Ribeira da Metade bis hin zum Adlerfelsen zwischen Faial und Porto da Cruz. Aber auch die Berge Pico de Areeiro, Pico Ruivo und Pico das Torres sind zu sehen. Bei genauem hinsehen können wir sogar den Wanderweg, den wir vor mehr als einer Woche gegangen sind, ausmachen.
Später fahren wir nach Porto da Cruz hinunter und werfen einen kurzen Blick in eine Rumfabrik.
Auf dem Heimweg essen wir in Santana zu Abend.
13. Tag - Samstag, 24. 5. 2003
Eine schöne Levadawanderung geht sich noch aus in diesem Urlaub. Über den Encumeada Pass fahren wir Richtung Ribeira Brava und weiter nach Boa Morte.
Hier gehen wir nochmals einen Teil der Levada do Norte, diesmal allerdings einen wesentlich spektakuläreren als am Mittwoch.
Nachdem wir unser Auto abgestellt haben, gehen wir entgegen der Fliessrichtung und gelangen bald in einen lockeren Kiefer- und Eukalyptuswald, in dem es wunderbar nach Harz duftet. 500m hoch über dem Encumeadatal führt uns diese Levada entlang steiler Hänge, auf denen die Wiesenpflanzen in voller Blütenpracht stehen. Unter uns sowie an den Hängen gegenüber sehen wir immer wieder kleine Siedlungen mit Häusern wie an den Hang geklebt. Diese sind oft nur über steile Treppen-Steige erreichbar. Später sehen wir hinauf zum Encumeada Pass wo die Wolken wieder, ähnlich einem Wasserfall, über den Pass "fließen".
Wir können diesen Anblick aber nicht immer genießen, da wir uns auf den Weg konzentrieren müssen, der oft nur über die schmale Levadamauer führt. Daneben geht es hunderte Meter in die Tiefe. Ein Fehltritt könnte katastrophale Folgen haben. Ein Schutzgeländer ist hier auch nicht zu finden.
Bei wolkenlosem Himmel empfiehlt es sich etwas früher als 10.00 Uhr zu dieser Wanderung aufzubrechen. Die Sonneneinstrahlung an diesem nach Südwesten geneigten Hang wird um die Mittagszeit recht stark.
Nachdem wir einen längeren Tunnel durchquert haben, gehen wir noch ein Stück bis wir umkehren. Um 15.00 Uhr sind wir wieder beim Auto.
Wir fahren hinunter nach Ribeira Brava und machen es uns mit essen, trinken und lesen gemütlich.
14. Tag - Sonntag, 25. 5. 2003
Nach einigen sonnigen Tagen ist es heute auch im Süden bedeckt. Wir beschließen, uns den Botanischen Garten in Funchal anzusehen.
Über 2000 Pflanzen kann man hier finden. Alle Pflanzen haben Schilder, auf denen das Herkunftsland, der botanische und der ortsübliche Name der jeweiligen Pflanze angeben ist. Leider können wir mit diesen lateinischen und portugiesischen Namen nicht viel anfangen. Angesichts der vielen Touristen, welchen diesen Park besuchen, wären zumindest auch englischsprachige Namensschilder angebracht.
Der Botanische Garten teilt sich in fünf Hauptbereiche auf:
1. Einheimische, vorwiegend auf Inseln auftretende Pflanzen
Hier finden wir Pflanzen, die nur auf Madeira, den Azoren, den Kapverden und den Kanarischen Inseln vorkommen. Angefangen von den Spezies, die man normalerweise auf den exponierteren Hängen Madeiras findet bis zu den Pflanzen auf den mittleren Höhen und Bäumen aus Madeiras Laurissilva-Urwald.
2. Baumgarten
Hier gibt es Bäume aus ökologisch gegensätzlichen Regionen der Erde, wie zB. dem Himalaya und den Tropen.
3. Sukkulenten
Die Fähigkeit, große Mengen von Wasser speichern zu können, unterscheidet die Pflanzen dieses Bereiches von anderen; die meisten hier stammen aus Südamerika.
4. Anbaupflanzen, tropische, aromatische & medizinische Pflanzen
In diesem Bereich gibt es verschiedene tropische und subtropische Obstbäume - wie Mango, Papaya, Avokado - sowie Kaffeebäume, Zuckerrohr, madeirensische Küchenkräuter und andere beliebte Arzneipflanzen.
5. Loiro Park
Der Papageienpark besitzt einige der exotischsten und seltensten Vögel aus der ganzen Welt. Kakadus und 'Loricos" (eine Papageienspezies) von den tropischen Inseln Asiens, australische Sittiche und Zwergpapageien sind nur einige der vielen Vogelarten, die hier gehalten werden.
15. Tag - Sonntag, 26. 5. 2003
Heute ist die Heimreise angesagt. Nach dem Frühstück fahren wir zum Flughafen. Die Rückgabe des Autos ist problemlos. Ich stelle es einfach am angegebenen Parkplatz ab. Kein Mensch schaut, ob alles in Ordnung ist.
Beim Einchecken wird es noch etwas turbulent. Die Mitglieder einer Reisegruppe sind der Meinung, da sie eine Gruppe sind, brauchen sie sich nicht anzustellen. Das lassen uns wir, die wir schon längere Zeit in der Schlange gestanden sind, natürlich nicht kommentarlos gefallen. Die Verhaltensmoral auf den Flughäfen, die hauptsächlich von Chartergesellschaften angeflogen werden, lässt aus unserer Sicht, generell zu wünschen übrig. Es wird gedrängelt, geschubst, beschimpft und keinerlei aufeinander Rücksicht genommen.
Der Flugzeugzubringerbus hält vor einer Maschine nach Amsterdam. Nachdem wir uns weigern auszusteigen, bringt uns der Busfahrer dann doch noch zur richtigen Maschine, die uns nach Wien fliegen soll.
Der Heimflug bleibt ereignislos - wir kommen wohlbehalten am Flughafen in Wien an und sind nach eineinhalb Stunden Autofahrt wieder daheim.