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Woche 6
24. Sep. 2000 - 30. Sep. 2000


36. Tag - Sonntag, 24. 9. 2000

Wir fahren weiter durch Maine zur Atlantikküste bis zum Arcadia National Park.
Der Arcadia Nationalpark liegt größtenteils auf einer Halbinsel, Mount Desert Island, im Nordosten der USA. Felsige Küsten, Wälder und Seen prägen das Bild dieses National Parks.
Ende des 18. Jhtds. entdeckten die Reichen und Prominenten ihrer Zeit die Schönheiten dieser Region. Die Rockefellers, Fords, Vanderbuilts und Astors entschieden sich, die Sommer hier abseits der ostamerikanischen Großstädte zu verbringen. Die Anwesenheit dieser vermögenden Familien ließ auf Mount Desert Island elegante Landsitze entstehen. Rund 40 Jahre herrschte Reichtum und Wohlhabendheit über Mount Desert Island, aber die große Depression und der 2. Weltkrieg beendeten diesen extravaganten Zustand. Das entgültige Aus brachte 1947 ein großes Feuer, welchem viele der exklusiven Landsitze zum Opfer fielen.
Schon 1919 wurde der Lafayette National Park, der erste östlich des Mississippi gegründet. 1929 erhielt er seinen entgültigen Namen Arcadia National Park.
Nach drei Tagen, an welchen wir viele Kilometer gefahren sind, suchen wir uns heute, nachdem wir in Ellsworth zu Mittag gegessen haben, schon am Nachmittag kurz vor Bar Harbour einen Campground, machen es uns gemütlich und genießen den Sonnenuntergang.

37. Tag - Montag, 25. 9. 2000

Es ist sehr früh am Morgen, doch Monika drängt zum Aufstehen, es kündigt sich ein stimmungsvoller Sonnenaufgang an. Ich schnappe Kamera und Stativ und wir können uns ein wenig später ansehen, wie die ersten Sonnenstrahlen auf US-Amerika treffen. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Nach dem Frühstück brechen wir zum Arcadia National Park auf.
Durch die große Anzahl an Besuchern, welche meist mit ihren Fahrzeugen durch den Park fahren, kommt keine all zu naturverbundene Stimmung auf. Auch wir tragen, mit unserer zweimaligen Rundfahrt über die 45km lange Park Loop Road dazu bei. Zweimal, weil ich ein Problem mit meiner Kamera habe. Nach mehr als der Hälfte der Strecke und vielen herrlichen Fotomotiven, stelle ich fest, dass der Filmtransport feststeckt. Das Problem ist zwar schnell behoben, doch die Aufnahmen vom Thunder Hole und den Otter Cliffs sind natürlich nichts geworden. Da das Wetter und auch die Landschaft schön sind, fahren wir die Runde ein zweites Mal und ich hole die missglückten Aufnahmen nach.
Ein Führung bei einer Lobster-Hatchery (Hummer-Zucht) lassen wir aus, da die Wartezeit für die nächste Führung zu lange ist.
Dafür gehen wir Hummer essen. Kurz vor Ellsworth finden wir einen Lobsterpond, dieser entspricht ungefähr einem "Wiener Würstelstand", bei dem es anstatt Würstel Hummer gibt. Wir suchen uns in einem Wasserbecken einen noch lebenden Hummer aus. Dieser wird dann in mit Meerwasser gefüllten Kesseln gekocht. Während wir ganz leger auf unser Essen warten, lassen wir uns von den einheimischen Gästen erklären, wie man Hummer richtig isst. Der erste Hummer meines Lebens schmeckt mir sehr gut, auch die Technik des Essens haben wir mit ein bisschen Hilfe schnell erlernt.
Wir fahren weiter entlang der Atlantikküste Richtung Nordosten nach Kanada. Ein paar Kilometer vor der Grenze finden wir einen toll gelegenen Campingplatz zum Übernachten. Wir sind die einzigen Gäste für diese Nacht.

38. Tag - Dienstag, 26. 9. 2000

Schon bald sind wir in der Grenzstadt Calais. Über den St. Croix River geht es nach Kanada Der Kanadische Zöllner sucht zwar lange nach den US-Stempeln in unseren Reisepässen, aber nach kurzer Erklärung ist die Einreise nach Kanada kein Problem. Direkt an der Grenze liegt St. Stephen. Wir befinden uns hier in der Provinz New Brunswick und müssen unsere Uhren um 1 Stunde vorstellen. Hier sind es nur noch 5 Stunden Zeitunterschied zu Mitteleuropa
St. Stephen nennt sich selbst "Canada's Chocolate Town". Hier gibt es nämlich eine berühmte Schokoladenfabrik. Obwohl wir noch nie etwas von Ganong Chocolate gehört haben, sehen wir uns das Schokoladenmuseum in der alten Fabrik an. Die Besichtigungstour ist sehr interessant, lehrreich (oder weißt du, wie der Alkohol ins MonCherie kommt?) und süß.
Später fahren wir dann weiter nach St. Andrew. Während wir in einer kleinen Werkstätte den fälligen Ölwechsel bei unserem RV durchführen lassen, besichtigen wir den kleinen Küstenort mit seinen vielen bis zu 200 Jahre alten Holzhäusern.
Nachdem das RV fertig ist, geht es weiter nach St. John. New Brunswicks größte Stadt liegt an der Atlantikküste und lebt hauptsächlich vom Schiffsbau.
Der Campingplatz von St. John ist nicht mehr als ein großer Parkplatz. Hier stehen eng gedrängt ein Wohnwagen neben dem anderen, dazwischen nur ein paar RVs.
Wir können von hier aber zu Fuß in die Innenstadt in ein Pub zum Abendessen gehen.

39. Tag - Mittwoch, 27. 9. 2000

Heute müssen wir früh aufstehen, um unsere, bereits gestern telefonisch reservierte Fähre nach Nova Scotia zu erreichen.
Zu empfehlen ist der kostenlose Reiseführer der Touristeninfos "Novo Scotia for Doers and Dreamers" mit allen fünf Routenvorschläge für diese Halbinsel. (Katalogformat mit viel Werbung, dafür gratis)
Wir haben eine wunderschöne Überfahrt durch die Fundy Bay. Kurz vor Digby können wir einige Delfine beobachten. Das Wetter ist herrlich. In Nova Scotia angekommen fahren wir über die Halbinsel Digbys Neck nach Süden. Mit einer kleinen 2$-Fährüberfahrt erreichen wir den Wanderweg zu einer wahren Attraktion, dem Balancing Rock. Dieser führt teilweise als Boardwalk durch einen Bog (Moor). Mit Schautafeln wird die Pflanzenwelt in diesem nährstoffarmen Moor erklärt. Der Balancing Rock selbst steht wirklich wie zum umschubsen an der Felsküste. Im Central Cove Provincial Park machen wir ein kleines Picknick. Zur nächsten vollen Stunde können wir dann mit der Fähre Zurückfahren. Nach einem Strandspaziergang in Sandy Cove beziehen wir unseren Nachtstandplatz am Campingplatz von Digby.

40. Tag - Donnerstag, 28. 9. 2000

Hier ganz im Osten des Amerikanischen Kontinents landeten im 16. Jhdt. die ersten Abenteurer und Eroberer aus Europa. Die Region um die heutigen Provinzen New Brunswick, Nova Scotia, Quebec und Teile von Maine wurde als erstes von französischen Einwanderern besiedelt. Sie nannten die Region "Acadia". Später kamen Engländer und nach einigen Hin und Her setzten sich die Engländer durch. Aus dieser Zeit findet man noch viele historische Stätten, wie Fort Anne in Annapolis Royal.
In den 1630ern begannen Franzosen mit dem Bau von Port Royal, 1710 eroberten Britische Truppen Port Royal und benannten es nach Queen Anne: "Annapolis Royal". 1917 wurde das Fort zum ersten "National Historic Park" Kanadas.
Wir betreten das Gelände über einen alten Friedhof und sehen uns ausgiebig um. Beim Verlassen des Forts, über den Haupteingang, sehen wir Schilder mit Eintrittspreisen - wir finden aber keine Kassa...
Wir machen nun einen Spaziergang durch Annapolis Royal. In der St. George Street sind viele alte historische Holzhäuser zu sehen. Auf einer Tafel, welche auf Sehenswürdigkeiten des Ortes hinweist, steht auch, dass hier das älteste Kanadische Holzaus stehen soll. Wir können es aber nicht finden. Als wir bei der Information im Rathhaus danach fragen, sagt die verwunderte Angestellte nur, dass wir mit dieser Frage nicht die ersten sind, sie hat aber keine Ahnung wo dieses Gebäude stehen soll.
An der Flussmündung des Annapolis River in das Annapolis Basin besuchen wir noch ein Gezeitenkraftwerk.
Durch das Annapolis Valley fahren wir weiter nach Nord-Osten. Es bläst ein kräftiger Wind, zudem ist es sehr kalt. In Middelton machen wir halt und bestaunen die Water Clock, eine Standuhr welche mit Wasserkraft betrieben wird.
Zum Essen gönnen wir uns heute noch einmal Hummer. Wir fahren nach Hall Harbour, ein sehr stimmungsvoller Lobster Pond Platz. Da es in einem typischen Lobster Pond keine Sitzgelegenheiten gibt, müssen wir den äußerst köstlichen Hummer an den Tischen im Freien verzehren, wie schon gesagt es ist kalt und windig aber der Lobster schmeckt wesentlich besser als in Maine.
Auf verwinkelten Straßen fahren wir zum Look Off Campground. Beim Einchecken sagt der Campgroundbesitzer, dass es morgen schön und sonnig sein soll, wir können es kaum glauben. Bei der Wettervorhersage im Radio wird vor Nachtfrost gewarnt.

41. Tag - Freitag, 29. 9. 2000

Strahlend blauer Himmel weckt uns heute. Wir unterhalten uns noch mit dem Campgroundbesitzer, dabei empfiehlt er uns, bei diesem schönen Wetter einen Strandspaziergang am Minas Basin zu machen. Wir sehen nun auch, warum der Platz hier Look Off Campground heißt. Von der Anhöhe direkt beim Campingplatzeingang hat man eine wunderschöne Aussicht auf das Minas Basin, dem östlichen Ende der Fundy Bay. Dies ist der Platz mit den höchsten Gezeiten der Erde. Durchschnittlich 12 Meter beträgt hier der Gezeitenunterschied, bis zu 16 Meter maximal.
Nachdem wir ein kurzes Stück zum Strand gefahren sind, machen wir eine ausgiebige Strandwanderung. Da gerade Ebbe herrscht, können wir an tollen roten Klippen vorbei weit hinaus Richtung Meer gehen.
Die Küste entlang geht es weiter nach Wolfville und Grand Pré. Wir kommen an kleinen Häfen vorbei, wo wegen der Ebbe alle Boote auf Grund liegen, später bei Einsetzen der Flut können wir beobachten, wie das Wasser die Flüsse zurück hinauffließt.
In Grand Pré besuchen wir die historische Stätte der Vertreibung der Acadier. Die Balade der "Evangeline" erzählt in Form einer Liebesgeschichte davon. Später fahren wir über den TCH bis zum letzten Campingplatz vor Halifax, der Hauptstadt Nova Scotias.

42. Tag - Samstag, 30. 9. 2000

In Halifax angekommen, parken wir unser RV auf einem Supermarktparkplatz nahe des Hafens. Wir besichtigen die Halifax Citadel National Historic Site und flanieren später die Hafenmolle entlang bis zum Pier 21. Man kann sehr viele Museen, alte Schiffe, Fabriken und Gebäude besichtigen.
Die Stadt hat den weltgrößten eisfreien Naturhafen und ist somit das ganze Jahr über schiffbar. Dies ist auch der Grund, warum die Bergung der "Titianic" von hier aus getätigt wurde.
Ursprünglich haben sich die Micmac Indianer angesiedelt und wurden von den Engländern 1749 verdrängt, die eine Militäbasis daraus machten. In den beiden Weltkriegen war Halifax ein Verteilerstützpunkt nach Europa. 1917 ereignete sich die weltgrößte von Menschen herbeigeführte Explosion im Hafen von Halifax, da das französische Munitionsschiff "Mont Blanc", voll beladen mit TNT, mit einem anderen Schiff kollidierte. Bisher wurde sie nur von Atombomben übertroffen
Am Ende des Tages fahren wir wieder aus Halifax hinaus, über den TCH bis nach Truro und entlang des Glooscape Trails bis zum 5 Island Provincial Park zum Übernachten.

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